Geschichten

Der Rotmilan III

Schon eine Wochen später stand dann die Sommerliche Schlossromantik an. Und natürlich bekam ich für diese auch eine Anfrage, ob ich nicht mit Patricia eine Vorführung machen könnte. Da aber Patricia ja kein Rotmilan mehr war, mussten wir wieder auf ihre telepathischen Fähigkeiten zurückgreifen. Und da es mit Patricia’s Telepathie bei dem Besuch der Bekannten sehr gut funktioniert hatte, sagte ich selbstverständlich für die Sommerliche Schlossromantik auch zu. Wie auch schon zum „schwarzen Frühlingserwachen“ wurde die Vorstellung als Überraschungs-Highlight angekündigt. Da Patricia die Schlossanlage ja sogar aus der Vogelperspektive kannte und somit auch wusste, von wo sie nicht gut anzufliegen war, besprachen wir einige Tage vor der Vorführung noch, was wir genau machen wollten. Hinzu kam ja auch, dass wir jetzt zu zweit mit dem Milan arbeiten konnten und die Anlage auch wesentlich grösser war als Schloss Neu-Bechburg und erst recht als der Garten der Bekannten. Da ich ja seit den letzten Vorführungen viele Einladungen wahrgenommen hatte, ergab es sich auch, dass eine davon von einem Photographenpaar war. Ich fragte bei den beiden an, ob sie nicht Lust hätten, mit an die Sommerliche Schlossromantik zu gehen, ich könnte ihnen ein paar spektakuläre Photos versprechen. Da sie ahnten, was das für Photos sein würden, sagten sie zu und so trafen wir uns dann auf Schloss Lenzburg. Als wir auf dem Schloss ankamen, wurden wir schon vom Veranstalter erwartet und begleiteten ihn dann direkt ins Schloss. Wir stellten ihm kurz die geplante Vorführung vor und dann gingen Patricia und ich erst einmal zurück, um auf das Photographenpaar zu warten; denn sie mussten an der Kasse in einer langen Schlange anstehen. Als sie dann endlich gezahlt, und ihre Stempel hatten, sagten wir ihnen auch nur kurz, dass es um 19:30 Uhr eine Vorführung geben würde. Bis dahin gingen wir im Schlossgarten noch etwas spazieren und unterhielten uns. Als es dann so weit war, machte der Veranstalter die Ankündigung, dass man sich bitte im Bereich zwischen Innenhof und Garten für eine kleine Vorführung einfinden möchte. Patricia ging daraufhin unauffällig in den Innenhof und ich in den Garten. Unsere Bekannten teilten sich ebenfalls und jeder von ihnen begleitete einen von uns. Da sich das Rotmilanmännchen, welches wir dieses Mal dabei hatten, in dem Waldstück östlich vom Schloss aufhielt, also näher zum Innenhof hin, stiess Patricia einen kurzen hohen Milanruf aus, als sie mitten im Innenhof stand. Die meisten Besucher konnten mit dem Ruf nichts anfangen und schauten Patricia nur verwundert an. Dann kam aber schon der Rotmilan über die Gebäude gesegelt, Patricia streckte ihren rechten Arm aus und der Rotmilan steuerte direkt darauf zu. Als der Rotmilan auf Patricias Hand landete, erschraken einige der Besucher sichtlich; denn sie dachten, der Greifvogel wollte Patricia angreifen. Patricia setzte sich den Rotmilan auf ihre Schulter und erklärte, was die Leute da nun für einen Vogel vor sich hatten. Als sie mit ihrer Ausführung fertig war, stiess ich den Milanruf aus, den ich inzwischen von Patricia gelernt hatte und der Rotmilan kam zu mir. Da der Garten aber von einigen grossen Bäumen vom Innenhof getrennt wurde, kam der Rotmilan nicht auf dem direkten Weg zu mir, sondern segelte unbemerkt um die Schlossanlage herum, so dass er von der entgegen gesetzten Seiten auf mich zu kam. Auch ich liess ihn zunächst auf meiner Hand landen und setzte ihn dann auf meine Schulter. Dann erklärte auch ich kurz, was ich da für einen Vogel auf der Schulter hatte. Ausserdem deutete ich auf Patricia und sagte den Besuchern, dass meine bezaubernde Frau und ich heute mit diesem Greifvogel eine kleine Vorführung machen würden. Da Patricia mich fast nicht sehen konnte, war es natürlich von grossem Vorteil, dass sie eine telepathische Verbindung zu dem Rotmilan hatte; denn dadurch konnte sie mich durch ihn sehen und auch hören. Nach der kurzen Ankündigung zog ich eine Maus aus der Tasche, legte sie neben mich auf den Boden und ging mit dem Rotmilan an die entfernteste Ecke des Gartens direkt an die Mauer. Dann liess ich den Rotmilan sich auf meine Hand setzten und stiess ihn in die Luft. Er segelte ein paar Runden über den Garten um an Höhe zu gewinnen. Dann griff er sich die Maus im Flug vom Boden und verschwand damit Richtung Patricia. Dort setzte er sich auf eines der Gebäude und frass die Maus. In dieser Zeit legte Patricia eine Maus bei sich im Innenhof auf den Boden, damit der Rotmilan auch diese vom Boden greifen konnte. Nach einer kurzen Weile kam er dann mit dieser Maus zum Garten zurück, setzte sich auf den Brunnenrand und frass die Maus. In der Zwischenzeit holte ich eine weitere Maus aus der Tasche. Diese war mit einem Band versehen, so dass ich sie wieder wie einen Poi benutzen konnte. Allerdings hatten wir hier längere Bänder genommen, da wir genug Platz hatten und die Maus nicht in die Höhe schleudern mussten. Als der Milan seine Maus aufgefressen hatte, begann ich die Maus in immer grösser werdenden Kreisen zu schwingen und zeitgleich flog der Rotmilan mit einigen kräftigen Flügelschlägen vom Brunnen auf, um an Höhe zu gewinnen. Als das Band dann das Ende von etwa drei Metern erreicht hatte, war der Rotmilan hoch genug, um den gesamten Kreis genau im Blick zu haben. Er kreiste noch einige Runden und begab sich dann in den Sturzflug. Natürlich erwischte er die Maus problemlos, griff sie sich förmlich aus der Luft und strich mit ihr Richtung Patricia ab. Sie wiederholte das Ganze mit einer letzten Maus und nachdem der Rotmilan auch diese gefressen hatte, lies Patricia ihn einige Mal ganz dicht über die Köpfe der Gäste im Innenhof segeln. Danach nahm sie den Rotmilan auf ihre Hand, kam mit ihm in den Garten und lies ihn auch dort einige Male ganz dicht über die Gäste hinweg segeln. Der Rotmilan landet anschliessend auf meiner Schulter, womit unsere kleine Vorstellung dann endete. Selbstverständlich kamen auch wieder einige Fragen, die wir den Gästen gerne beantworteten. Unsere Bekannten kamen dann auch wieder zu uns und meinten, dass die Einladung eine sehr gute Idee von mir gewesen sei, besonders das Versprechen mit den spektakulären Bildern. Allerdings waren wir noch nicht ganz fertig; denn jetzt mussten wir noch mit dem Rotmilan zusammen modeln. Und wir taten es gerne; denn so eine Gelegenheit bekamen wir ja auch nicht alle Tage. Selbstverständlich erhielten wir von allen Photographen die Information, was sie mit den Bildern machen wollten und von einigen bekamen wir sogar eine Visitenkarte. Sogar Webseiten wurden uns angegeben, auf denen wir uns die Photos dann im laufe der kommenden Wochen anschauen konnten. Nach dieser Vorstellung lies Patricia den Rotmilan wieder seine eigenen Wege gehen. Wir verbrachten den Rest des Abends dann mit unseren Bekannten im Garten und zeitweise auch im Rittersaal, in dem die „Disco“ war. In den nächsten Tagen schauten wir uns im Internat dann die diversen Seiten an, von denen wir die Adressen bekommen hatten und sahen teilweise sehr interessante Photos von uns mit dem Rotmilan. Unseren Bekannten gaben wir die Erlaubnis, dass sie ihre Bilder auch verkaufen konnten. Bereits am Wochenende nach der Sommerlichen Schlossromantik erhielten wir einen Anruf, dass sie schon so manches Bild haben verkaufen können. Bei dieser Gelegenheit kam Patricia auf die Idee, dass wir doch so eine Art Photodokumentation über Rotmilane machen und diese dann als Gemeinschaftswerk verkaufen könnten. Unsere Bekannten waren von dieser Idee begeistert und so machten wir dann auch direkt einen Termin im Herbst aus.
Da Patricia und ich ja noch einige Photoshootings von ihr als Mensch machen wollten, nutzten wir den Rest des Sommers, um zunächst einige Burgen, Schlösser und Ruinen zu erkunden. Bei dieser Gelegenheit konnte ich dann auch noch Photos für die Liste machen, die ich auf meiner Webseite hatte. Unsere Vortouren führten uns zum Teil zu recht abgelegenen und fast vergessenen, teilweise schon kaum noch sichtbaren Ruinen. Wir entdeckten aber auch gut erhaltene Schlösser und Burgen, die nicht mehr bewohnt oder anders genutzt wurden. So zum Beispiel das Schloss Aarwangen, von dem wir heraus fanden, dass es sogar zum Verkauf stand. Entsprechend war es auch nicht verwunderlich, dass man weder das Schloss, noch den Garten und Hof betreten konnte. Da sich die Gartenanlage aber, wie wir es von aussen beurteilen konnten, gut für ein Photoshooting eignete, beschlossen wir, bei den entsprechenden Stellen nach einer Zutrittsmöglichkeit anzufragen. Und tatsächlich bekamen wir diese sogar und konnten bei der Gelegenheit das gesamte Schloss besichtigen und sogar für unser Shooting nutzen. Natürlich liessen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen und Patricia liess sich sogar extra ein Kleid im viktorianischen Stil anfertigen.Da wir ja jetzt freien Zutritt zum gesamten Schloss hatten und auch zeitlich nicht gebunden waren, nutzten wir die Zeit und sahen und das gesamte Schloss an und ich machte von fast jedem Raum Photos und fertigte sogar eine Grundrissskizze an. Da die Räume logischerweise nicht mehr möbliert waren, machten wir im Inneren nur wenige Photos, sondern die meisten draussen im Garten. Dieser war zwar verwildert, da sich schon längere Zeit niemand mehr darum gekümmert hatte, aber gerade das hatte seinen besonderen Reiz, besonders mit dem Schloss im Hintergrund. Da wir die Schlüssel über ein Wochenende bekommen hatte und Patricia nur das speziell angefertigte Kleid dabei hatte, beschlossen wir, am nächsten Tag nochmals eine Serie zu machen. Für den Trag planten wir dann ein erotisches Shooting, da viele Teile des Gartens nicht einsehbar waren und er durch die Verwilderung einen besonderen Reiz hatte. Nur alleine bei den beiden Shootings an diesen Tagen machten wir weit über einhundert Photos, die wir uns dann erst am folgenden Wochenende ansahen. Nur die Photos vom Schloss selber sahen wir uns an und erstellten damit einen groben Grundriss mit dem Garten, der teilweise von einer Mauer eingefasst war. Während wir uns die Photos so ansahen und den Grundriss erstellten, kamen wir immer mehr zu dem Schluss, dass wir uns das Schloss doch eigentlich kaufen könnten. Da das Schloss für uns alleine eigentlich zu viele Räume hatte, kam Patricia auf die Idee einige davon für eine Mischung aus Café und Geschäft zu nutzen. Da würde dann auch den Vorteil bringen, dass wir Einnahmen hatten, mit denen wir einen Teil des Kaufpreises wieder hereinholen konnten. Da wir ja einen groben Grundriss und sogar Photos hatten, konnten wir die Räume schon aussuchen, bevor das Schloss uns gehörte. Auch das hatte einen Vorteil, da wir das Geld für den Kauf ja ganz sicher mit einem Kredit finanzieren mussten, hatten eine Lösung, wie wir diesen teilweise abzahlen konnten. In der folgenden Woche gingen wir dann mit dem Konzept zur Bank und schon nach einer kurzen Besprechung wurde uns der Kredit bewilligt. Da es sich bei dem Schloss um ein historisches Bauwerk handelte, kamen wir den Kredit sogar zu sehr niedrigen Zinsen. Die Kosten für die anstehenden Renovierungen wurden von der Bank sogar ganz übernommen, als Förderung für den Erhalt von historischem Gut.Somit stand dem Kauf also nichts mehr im Wege und wir gingen noch in der gleichen Woche den Kaufvertrag unterschreiben. Somit besassen wir dann nun unser eigenes kleines Schloss. Da es, wie bei solch historischen Gebäuden üblich, keine Grundrisse gab, mussten wir uns diese selber anfertigen. Da wir ja schon die groben Grundrisse hatten, brauchten wir diese eigentlich nur noch mit den entsprechenden Massen versehen und entsprechend auf Papier bzw. in den Computer bringen. Wir nahmen uns also die groben Grundrisse vor und gingen mit diesen unser gesamtes Schloss vermessen. So konnten wir dann auch genau planen, wie wir das Café und Geschäft unterbringen wollten und wie wir die nötige Stromversorgung verlegen konnten, von der ursprünglichen Bausubstanz so wenig wie möglich zu beschädigen. Glücklicherweise waren wir an keinerlei Termine gebunden, so dass wir uns mit der Renovation Zeit lassen konnten. Somit hatten wir auch mehr als genug Zeit dass sich Patricia ihr kleine Café ganz nach ihren Wünschen einrichten konnte. Da es im viktorianischen Stil eingerichtet sein sollte, brauchte es natürlich entsprechendes Mobiliar, welches wir nicht so ohne weitere kaufen konnten. Die Suche nach den Möbeln führte uns wieder durch die ganze Schweiz und diese Mal machten wir daraus so etwas wie eine Rundreise. Diese verbanden wir dann auch gleich mit den noch ausstehenden Shootings, für die wir schon die Tour zur Locationauswahl gemacht hatten. Und vielfach fanden wir dann auch an diesen Orten die passenden Möbel für Patricia's Café. Die Einrichtung für den Laden liessen wir uns von einem Schreiner anfertigen, da sie nicht so aufwändig sein musste, aber die normalen Masse nicht in die historischen Räume passten. Inzwischen war es dann auch so weit, dass wir den Termin mit unseren Bekannten hatten. Da ich ja schon eine Photoserie mit Patricia im Herbst gemacht hatte, nutzte wir diese Baumgruppe nun auch für die neue Serie. Um möglichst verschiedene Lichteinstrahlungen zu haben, trafen wir uns schon recht früh am Morgen und blieben blieben bis um die Mittagszeit. In dieser Zeit kamen weit mehr als einhundert Photos zustande. Beim anschliessenden gemeinsamen Mittagessen machten uns unsere Bekannten auf ihrem Laptop schnell eine Kopie der Serie und so konnten wir sie uns dann daheim in aller Ruhe anschauen. Am Nachmittag machten wir dann spontan noch weitere Photos, allerdings ohne Rotmilan und auf einer nahe gelegenen Burgruine. Wie schon bei der Serie mit dem Rotmilan kamen auch bei dieser Serie einige sehr interessante Photos heraus. Allerdings wurde sie nicht so umfangreich wie die vom Vormittag. Trotzdem hatten wir insgesamt über zweihundert Photos zu sichten und zu der Rotmilanserie kam dann ja noch der Bericht hinzu, den wir mit den Bekannten gemeinsam schreiben wollten. Da ich ja einen Onlineshop und eine eigene Webseite hatte, konnten wir den Server gut dafür nutzen. Ich richtete noch am gleichen Abend ein Verzeichnis und eine eigene Seite dafür ein und gab die Daten dazu an unsere Bekannten. So hatten wir die Möglichkeit den Bericht immer auf dem aktuellsten Stand an einem zentralen Ort zu haben. Von dem Kauf des Schlosses erzählten wir den Bekannten noch nichts; denn das sollte eine Überraschung werden. Da für den Rest des Jahres keine weiteren Termine mehr anstanden, konnten wir die Wochenenden sehr gut für die Arbeit am und im Schloss nutzen. Da die Bausubstanz trotz des langen Leerstandes immer noch sehr gut erhalten war, kamen wir sehr schnell mit allem voran. Als dann im Frühjahr die ersten Termine anstanden, waren wir schon so weit mit den Arbeiten, dass wir einen Termin für die Eröffnung des Cafés und des Ladens festlegen konnten. Als Termin wählten wir den 02. August. Was uns allerdings noch fehlte, war ein Name für das Café. Und diesen zu finden war nicht so einfach; denn er sollte kurz, aber auch nicht zu einfach, wie zum Beispiel „Patricia's Schlosscafé“ sein. Irgendwann kam mir dann die Idee mit einem ganz bestimmten Vogel: Schlosscafé Rotmilan. Patricia fand diesen Namen auch sehr passend und so liess sie das Café dann auch mit diesem Namen eintragen. Da es sich ja um ein besonderes Café handelte, liessen wir sogar extra ein historisches Wirtshausschild anfertigen, welches sehr gut zu dem schon vorhandenen Einfahrttor passte. Trotzdem wir viel Zeit mit dem Schloss verbrachten, konnte ich mit den Bekannten unseren Rotmilanbericht schnell fertig stellen. Unsere Bekannten kümmerten sich dann um die Veröffentlichung des Berichts. Kurz nachdem der Bericht erschienen war, bekamen wir schon Anfragen von weiteren Verlagen, die den Bericht veröffentlichen wollten, da sie unsere Bilder absolut einmalig fanden. Mich wunderte das nicht; denn ich kannte das ja bereits mit den ersten Photos, die ich von Patricia gemachte hatte, als sie noch ein Rotmilan war. Selbst heute noch wurden die Bilder gekauft. Inzwischen waren wir dann auch mit der Renovation so weit, dass wir uns um Einladungen zur Eröffnung kümmern konnten und das ganze auch in den diversen Lokalzeitungen publizierten. Da das Café ja nicht sehr gross war, wiesen wir direkt darauf hin, dass es ein sehr kleines Café war. Trotzdem war der Andrang am Eröffnungstag dann so gross, dass die Gäste teilweise auf freie Plätze warten mussten, obwohl es ja mitten unter der Woche war. Das Café war offensichtlich ein voller Erfolg und kam gut an. Wir bekamen sogar Anfragen, ob man das Café für Anlässe mieten könnte. An so etwas hatten wir nie gedacht und auch nie eingeplant und daher musste diese Anfragen leider alle ablehnen. Obwohl die Eröffnung ja mitten in der Woche war, kamen an den nächsten Tagen und erst recht am Wochenende wieder sehr viele Gäste. In der folgenden Zeit wurde es zwar unter der Woche weniger, aber die Wochenenden waren, auch wenn das Wetter nicht gut war, immer gut ausgelastet. Die freien Tage hatte Patricia wohlweislich auf Montags und Dienstags gelegt. Da wir selbstverständlich auch unsere Bekannten eingeladen hatten, Waren auch diese an der Eröffnung dabei und machten natürlich auch Photos. Und sie schrieben auch einen kurzen Bericht, den sie uns dann gaben, falls wir ihn irgendwo veröffentlichen wollten. Ein Exemplar kam natürlich auf meine Webseite. Was uns jetzt noch fehlte, war eine Webseite für Patricia's Café. Patricia meinte ich sollte sie in dem gleichen Design erstellen, wie auch meine Webseite. Das erleichterte mir natürlich nicht nur die Arbeit, sondern sparte auch Zeit und so war die Seite des Café's schnell erstellt. Selbstverständlich kam auch auf diese Seite ein Bericht von unseren Bekannten und auch einige Photos dazu. Zusätzlich stellten wir aber auch noch einige Photos mit ein, auf denen man nur die leeren Räumlichkeiten sah. Daneben stellte ich dann noch eine aktuelle Speisenkarte und einen „Reservationsservice“ mit auf die Seite. Die Speisenkarte programmierte ich so, dass Patricia die Möglichkeit hatte, sie selber schnell zu aktualisieren, ohne dafür überhaupt in den Code zu müssen. Kaum war die Seite fertig, erhielt Patricia schon die ersten Reservationen. Es waren so viel, dass innert weniger Tage der folgende Monat komplett belegt war. Als kleine Besonderheit hatten wir eine Art Wunschzettel mit auf der Speisenkarte, auf dem man zum Beispiel Kuchen und Torten frei wählen konnte. Obwohl Patricia ja eigentlich nie das Backen gelernt hatte, waren ihre Kuchen und Torten sehr beliebt, was für ihr Können sprach. Wir hörten sogar des Öfteren, dass sich jeder Konditor hinter ihr verstecken könnte.Was uns jetzt noch fehlte, war das Geschäft für mich.Ursprünglich hatten wir ja gedacht, wir könnten eine Mischung aus Geschäft und Café machen, aber nach dem das Café so gut lief, war das mit dem Andrang nicht mehr möglich. Also mussten wir für das Geschäft einen eigenen Raum einrichten. Glücklicherweise hatte es im Erdgeschoss noch einen weiteren grossen Raum, der sich dafür sehr gut eignete. Bei unseren Planungen hatten wir glücklicherweise an eine ausreichende Strom- und Netzwerkversorgung gedacht, so dass wir keine zusätzlichen Steckdosen und Schalter mehr anbringen mussten. Uns fehlte eigentlich nur die Einrichtung samt Kassen- und Computersystem. Das Computersystem stellte ich mir selber zusammen und richtete es entsprechend ein. Bisher hatte ich nur ein Hostingpaket, auf dem mein Geschäft und auch all unsere Webseiten liefen, doch jetzt richtet ich mir einen eigenen Server ein. Nach nur einem weiteren Monat war auch das Geschäft komplett eingerichtet. Da Patricia ihr Café nur am Nachmittag geöffnet hatte, passte ich die Öffnungszeiten entsprechend an und öffnete das Geschäft zur gleiche Zeit, wie Patricia das Café. Schnell hatten wir dann Gäste, die nach dem Kaffeetrinken noch in das Geschäft kamen und Kunden, die nach dem Einkaufen noch ins Café wechselten. Nach etwa einem halben Jahr liefen das Café und Geschäft so gut, dass die Einnahmen gut ausreichend um unsere Kreditraten zu bedienen. Trotz der guten Auslastung nahmen wir an nahezu allen Veranstaltungen teil. Fanden sie über mehrere Tage statt, schlossen wir entsprechend, was unsere Kunden und Gäste nicht störte, da die meisten von ihnen ebenfalls an den Veranstaltungen waren. Entsprechend erweiterte sich im Laufe der Zeit auch unser Bekannten- und Freundeskreis. Es kam sogar so weit, dass Café und Geschäft bis ins angrenzende Ausland bekannt waren und einiger der Gäste nur für einen Cafébesuch in die Schweiz kamen.
Mehr oder weniger durch Zufall erfuhren wir dann, dass auch die alte Mühle zum Verkauf stehen sollte. Da ich schon einmal kurz einen Blick in die von aussen zugänglichen Kellerräume werfen konnte, kam mir eine Idee, wie man diese nutzen könnte. Ich erzählte Patricia von der Idee und sie meinte, dass wir uns die Mühle dann doch einfach einmal anschauen sollten. So machten wir dann einen Besichtigungstermin aus. Bei der Besichtigung stellte ich dann fest, dass es nur ein kleiner Teil der Kellerräume war, den ich seiner Zeit gesehen hatte. Die Räume waren so gross, dass wir darin problemlos die Bar, an die seiner Zeit gedacht hatte, einrichten konnte. Somit brauchten wir keine lange Bedenkzeit und unterschrieben den Kaufvertrag gleich nach der Besichtigung. Da auch die Mühle lange Zeit nicht mehr benutzt wurde, musste sie entsprechend einer Renovation unterzogen werden. Dazu beauftragten wir die gleichen Firmen, die schon unser Schloss gemacht hatten. Patricia und ich kümmerten uns in der Zwischenzeit um die nötigen Bewilligungen zum Betrieb einer Bar. Da unser befreundetes Photographenpaar schon länger auf der Suche nach einem eigenen Studio war, bauten wir ihnen einige der grösseren Räume im Erdgeschoss entsprechend aus. Da wir nicht unbedingt darauf angewiesen waren, dass wir Mieteinnahmen erzielen mussten, konnten wir ihnen die Räume sehr günstig als Eigentum verkaufen. Die restlichen Räume bauten wir zu Wohnungen aus, die wir vermieteten. Die Bar nannten wir „Schwarzmühle-Bar“ und die Eröffnung fand an einem Freitag statt. Das dieser ausgerechnet auf einen 13. fiel war reiner Zufall; denn für die Renovation hatten wir uns keine festen Termine gesetzt. An diesem Tag blieb das Café natürlich geschlossen. Wie auch schon bei der Eröffnung des Cafés war der Andrang so gross, dass wir leider nicht alle Gäste einlassen konnten. Also entschlossen wir uns die Bar am folgenden Tag nochmals zu öffnen. Da Patricia mit dem Café genug zu tun hatte, beschlossen wir die Bar an nur einem Tag im Monat zu öffnen. Wie suchten uns dafür den letzten Freitag im Monat aus und nannten es dann „Schwarzer Freitag“. Dank unsere grossen Bekanntenkreises brauchten wir uns keine Gedanken um DJs zu machen, da sie förmlich Schlange standen. Ihnen überliessen wir dann auch das Motto für den jeweiligen Freitag, an dem sie auflegten. Die Dekoration wurde dann von unserem Laden zur Verfügung gestellt. Auf dem Webserver richtet ich dann eine weitere Webseite für die Bar ein. Da unser befreundetes Photographenpaar auch an den beiden Eröffnungstagen anwesend war und selbstverständlich Photos gemacht hatte, bekam ich diese natürlich für die Webseite zur freien Verfügung.gestellt. Da sowohl Patricia's Café und auch der Laden inzwischen schweizweit bekannt waren, mussten wir für die Bar keinerlei Werbung mehr machen. Inzwischen liefen das Café und der Laden so gut, dass wir alle Kredite abgelöst hatten und von den Einnahmen sogar gut leben konnten.
Wir waren jetzt selbständig und hatten kein Haus, sondern ein kleines Schloss zum Wohnen. Was uns jetzt noch fehlte, war eine kleine Familie, die das Schloss belebte; denn es hatte noch einige freie Räume, die sich bestens für Schwarzzwergels eigneten.
Da wir es mit der „Familienaufstockung“ nicht so eilig hatten, konnten wir es gelassen angehen und so wurde Patricia dann auch direkt im ersten Anlauf schwanger. Als sie dann von der ersten Routineuntersuchung bei der Frauenärztin zurück kam, kam sie mit einer Überraschung. In ihr wuchs nicht wie üblich ein Fötus heran, sondern ein Ei. Da ihre Ärztin so etwas noch nie gesehen hatte und es so etwas in der Medizin auch noch nie gegeben hatte, konnte niemand sagen, wie die Schwangerschaft verlaufen und wie lange sie dauern würde. So kam es, dass Patricia nach nur einem Monat ihr Ei legte, welches ungefähr die Grösse eines Handballles hatte. Wir gingen davon aus, dass es von nun an wie bei Vögeln üblich auch noch bebrütet werden musste. Allerdings fehlte Patricia dafür die Zeit und wir hatten auch keine Idee wie das hätte anstellen sollen. Sie war ja kein Rotmilan mehr, der fast den ganzen Tag im Horst auf dem Ei sitzen konnte. Also konstruierte ich einen Holzkasten mit eine automatischen Vorrichtung zum Wenden des Eis. Diesen Kasten stellten wir dann in einen der noch leeren Räume, der für unseren Nachwuchs vorgesehen war. Allerdings wussten wir nicht, was aus dem Ei schlüpfen würde; denn für einen Menschen war es eigentlich zu klein. Nach etwa zwei Monaten wussten wir es dann; denn eines Morgens sahs in dem Brutkasten ein ausgewachsenes Rotmilanmännchen. Da es sich ja um einen Wildvogel handelte, beschlossen wir, ihn in die Freiheit zu entlassen. Wir rechneten damit, dass er sich seinen Horst im nahen Wald bauen würde, doch er bevorzugte einen dichten Baum in unserem eigenen Garten nahe am Schloss. Somit stand für uns fest, dass wir zwar Nachwuchs bekommen konnten, aber leider keinen menschlichen. Daher beschlossen wir, ein oder zwei Kinder zu adoptieren. Aus irgendeinem Grund aber taten wir das nicht sofort, sondern warteten damit. Und wie sich nach etwa einem Jahr zeigte, war das auch gut so; als wir eines Abends das Geschäft und Café geschlossen hatten, wollten wir uns noch etwas in den Garten setzten und entspannen. Als wir zu dem Baum kamen, in dem Rotmilan seinen Horst hatte, stand am Baum ein etwa zehnjähriger Junge, den wir nicht kannten. Den Rotmilan konnten wir nirgendwo entdecken und so war für uns klar, dass er sich wie schon seiner Zeit Patricia, verwandelt hatte. Somit war aber auch klar, dass wir doch Nachwuchs bekommen konnten, wenn auch auf eine etwas ungewöhnliche Weise. Da wir uns schon Namen für unseren Nachwuchs ausgesucht hatten, nannten wir den Jungen Bernhard. Wie auch schon Patricia war Bernhard entsprechend seines Alters vollkommen als Mensch entwickelt, als wäre er nie etwas anderes gewesen. Also richteten wir mit ihm zusammen in den nächsten Tagen sein Zimmer ein und kümmerten uns um Geburtspapiere, damit er offiziell ein Mensch war und auch zur Schule gehen konnte. Ursprünglich wollten wir zwei Kinder haben und so sorgten wir dafür , dass Bernhard ein Geschwisterchen bekam, damit sie vom Alter her nicht so weit auseinander lagen. Nach etwa einem Jahr hatte Bernhard dann auch eine Schwester, die wir Darime nannten. Damit war unsere Wunschfamilie dann komplett und im Schloss herrschte das Leben, welches wir uns vorgestellt hatten.
So vergingen dann die Jahre, in denen wir mit unseren beiden Schwarzwergels sogar schon im ersten Jahr nach Bernhards Geburt ans WGT und andere Veranstaltungen gingen. Unser befreundetes Photographen-Paar begleitete uns meist an die Veranstaltungen und so entstanden im laufe der Zeit viele Photos von unserer schwarzen Familie. Als wir vom ersten WGT mit der ganzen Familie zurück kamen, staunten wir nicht schlecht, als wir in dem Horst, den gut zwei Jahre zuvor Bernhard gebaut hatte ein Rotmilan-Paar seinen Nachwuchs aufzog. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wilde Rotmilane so nah an einem Gebäude einen Horst bauen, bzw. beziehen würden. Bei Bernhard war es etwas anderes, da er ja in dem Sinne kein Rotmilan war. Selbst Patricia konnte sich dieses Verhalten nicht erklären; denn sie hatte als Rotmilan die menschliche Nähe gemieden, bis auf meine. Allerdings hatten wir nichts gegen das Rotmilanpaar in unserem Garten; denn so konnte ich wieder ein paar sehr interessante Photos machen. Hatte ich bisher nur Photos von einzelnen Rotmilanen, so kamen jetzt welche des Paares und seines Nachwuchses hinzu. Während das Rotmilanpaar bei uns im Garten seine Jungen gross zog, stellten Darime und Bernhard fest, dass auch sie die Fähigkeit hatten mit den Milanen eine telepathische Verbindung einzugehen. Dies Fähigkeit nutzten wir dann auch an einer Sommer-Veranstaltung aus und wir traten nach Jahren jetzt als Familie mit der Rotmilanfamilie auf. Natürlich kamen wieder sehr viele Anfragen, ob wir das regelmässig machen würden. Da die kleinen Rotmilane aber innert eines Sommers mehr oder weniger ausgewachsen waren, ging das mit dieser Familie leider nicht. Da aber Patricia, Darime und Bernhard über die Möglichkeit verfügten, mit Rotmilanen telepathisch in Kontakt zu treten, konnten wir jetzt so eine kleine Gruppe von Rotmilanen für unsere Showa mitnehmen.Diese kamen nach wie vor sehr gut an und wir waren an fast jedem Wochenende mit Rotmilanen unterwegs.
Eines Sommermorgens wurde ich durch einen sehr lauten Milanruf geweckt. Ich war mir sicher, dass auch Patricia ihn gehört hatte, doch seltsamerweise lag sie nicht neben mir im Bett. Der Ruf ertönte noch einmal und ich merkte, dass er von draussen kamen. Ich ging also in den Garten und konnte von dort einen Rotmilan sehen, der um das Schloss kreiste. Als er mich sah, glitt er in meine Richtung und tat so, als wollte er mich angreifen, drehte aber kurz vorher ab. Danach machte er ein paar Flügelschläge und zog dann weiter seine Kreise. Diese wurden mit der Zeit immer höher, bis ich den Milan nicht mehr sehen konnte. Ich hatte damit gerechnet, dass Patricia in der Zwischenzeit erschienen wäre, aber sie tauchte nicht auf. Ich ging ins Schloss zurück, um sie zu suchen, aber ich konnte sie nicht finden. Ich weckte Darime und Bernhard, da sie von dem Rotmilanruf nicht geweckt wurden. Aber auch die beiden konnten mir nicht sagen, wo Patricia war. Es schien so, als sei Patricia wieder in ihre alte Gestalt als Rotmilan zurückgekehrt und damit auch in die Wildnis.

PhoenixAter 18.07.2017